
Wie der 3D-Druck in der Textilindustrie in eine neue…
Die fortschreitenden technischen Möglichkeiten des 3D-Drucks und des 3D-Scannens ermöglichen Entwicklungen, die Produktion und Handel in der Mode- und Textilindustrie revolutionieren werden. Kleidung und Schuhe werden demnächst individuell aus dem 3D-Drucker kommen, neue Möglichkeiten für Funktionstextilien eröffnen und der 4D-Druck wird den 3D-Prozess mit faszinierenden Anwendungen auf eine neue Ebene heben.
3D-Druck in der Modebranche
Nicht nur der 3D-Druck, auch die 3D-Technologie selbst verändert die gesamte Wertschöpfungskette in der Bekleidungsindustrie vom Design und Prototyping bis zum fertigen Produkt und dessen Auslieferung.
Kostensenkung durch 3D-Simulation
Bislang hat der Designer ein Produkt mit zweidimensionalen Materialien entworfen und dann einen oder mehrere kostenintensive Prototypen und Musterkollektionen erstellt, bevor das Produkt in die Serienproduktion gehen konnte. Diese Kostentreiber sind nun durch eine virtuelle 3D-Simulation ersetzbar. Die Software ist nun ausgereift genug, um Schnitte an virtuellen Avataren sowie Farben und Mustern zu testen. Auch die Falten und Bewegungen der Avatare simuliert man realistisch.
Die 3D-Simulation macht die Erstellung der Sammlung schneller, genauer und kostengünstiger. Durch die Verkürzung der Prototypenfertigung entfallen Stillstands- und Wartezeiten und Varianten sind jederzeit möglich. Das gibt dem Unternehmen mehr Flexibilität und ermöglicht es, viel schneller auf neue Trends zu reagieren.
Die Technologie wird in erster Linie vom Online-Handel getrieben, der hofft, dass der Avatar im Webshop das massive Renditeproblem löst. Das Datenmaterial für die Avatare der Simulation stammt derzeit aus komplexen und kostenintensiven Bodyscan-Serienmessungen in der Bevölkerung. Dadurch werden menschliche Körperdaten digital verfügbar, was auch die 3D-Simulation für die Entwicklung neuer Kollektionen nutzbar macht. Nach Ansicht einiger Experten könnten in naher Zukunft mobile Körperscanner in Einkaufszentren stehen, um individuelle Avatare zu erstellen, die für die virtuelle Anpassung nutzbar werden.
Individuelle Produktion durch 3D-Drucken
Die Daten aus dem 3D-Scan dienen als Grundlage für alle anderen 3D-Anwendungen. Sobald die Daten digital – und damit dreidimensional – erfasst sind, ist der Schritt zum 3D-Druck nicht mehr weit und letztlich eine logische Folge. Der Bekleidungskauf könnte dann in naher Zukunft individuell erfolgen und wie folgt aussehen:
3D-Scan des eigenen Körpers
- Erstellen eines Avatars
- Online-Prüfung
- Online-3D-Laufsteg mit eigenem Avatar, eventuell auch mit VR-Reality-Brille
- Online-Typenberatung und Bekleidungsvorschläge
- Online-Shopping des 3D-Modells
- 3D-Druck des Modells
Einige Hersteller experimentieren bereits mit automatisierten Produktionsprozessen auf Basis des 3D-Drucks. New Balance aus Boston zum Beispiel hat bereits maßgeschneiderte, 3D-gedruckte Spike-Platten für Laufschuhe auf Basis persönlicher Daten vorgestellt. In diesem Sommer startete Adidas auch die Serienproduktion von Sportschuhen, die teilweise vom 3D-Drucker stammen, in der „Speedfactory“ in Ansbach.
Wenn Schuhe bald vollständig in 3D gedruckt werden können, wird die Amazon-Idee auch durch die 3D-Bewegungsdrucker realistischer, die das Produkt im LKW auf dem Weg zum Kunden produzieren.
Einzelhandelsrevolution: Das Ladenkonzept der Zukunft
Das Konzept „Knit For You Store“ von Adidas zeigt, wie die Zukunft des lokalen Textilhandels aussehen könnte. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Storefactory“ wurde der Store bis März 2017 betrieben, um die Möglichkeiten der digitalen Produktion und der In-Store-Erlebnisse im Bikini Berlin zu erkunden.
Im „Knit For You Store“ durchlaufen die Kunden verschiedene Stationen, wie die „Create Station“ mit Projektionen und Kinect Bewegungssensoren oder den „Bodyscan“ zur Körpermessung. In einem festgelegten Rahmen entwirft der Kunde seinen individuellen Strickpulli und kann ihn innerhalb weniger Stunden im Geschäft abholen. Und so sieht der Shop mit der angeschlossenen Mini-Fabrik aus:
Dieses innovative Geschäftsmodell basiert nicht mehr auf der Bewertung eines Marktes anhand der Flächenleistung. Anstatt möglichst viel Ware auf dem Gelände zu verpacken und eine vielfältige Auswahl anzubieten, sind die Geschäfte der Zukunft kleiner und auf die Qualität des Kundenerlebnisses ausgerichtet.
Innovative Anwendungen für technische Textilien
Bei der Herstellung von technischen Textilien stehen die funktionellen Eigenschaften im Vordergrund. Für Textilunternehmen eröffnen sich mit 3D-Druckverfahren Möglichkeiten, die mit herkömmlichen Verfahren nicht zu realisieren sind. Elemente wie Steckverbindungen können im 3D-Druck direkt auf textile Oberflächen aufgebracht werden. Auf diese Weise entstehen Textilien, die von Anfang an Funktionalitäten integrieren.
In diesem Artikel können Sie sich zur Gründung inspirieren lassen.